Du hast gute Arbeit geleistet – und wurdest doch wieder einmal übersehen als es um Anerkennung oder ein neues, spannendes Projekt ging? Du hältst dich im Meeting zurück, obwohl du dich im Thema auskennst? Dann bist du in bester Gesellschaft! Leistung alleine ist im Beruf nicht entscheidend, sie muss auch wahrgenommen werden. Wir zeigen 5 Wege zu mehr Selbstbewusstsein im Job und verraten, wie Zettel und Stift dich weiterbringen.
Wusstest du, dass…
- 30 bis 50 Prozent der Menschen eher introvertiert sind?
- selbst Stars wie Lady Gaga vor einem Auftritt Lampenfieber haben?
- sich in der Generation Z, die ihrer Stärken gut kennt und dadurch vor Selbstbewusstsein strotzen könnte, fast jeder Dritte einen Mentor wünscht, der Orientierung und damit Sicherheit im Job gibt?
Mangelndes Selbstbewusstsein zeigt sich auf sehr vielfältige Weise. Durch Zurückhaltung, Passivität, vielleicht bist du weniger schlagfertig oder denkst noch über einen Sachverhalt nach, während dein Nachbar eine lasche Lösung heraus plärrt. Vielleicht setzt du dich bei Gruppenterminen am liebsten hinter Kollegen, die einen Kopf größer sind als du – wie früher in der Schule… Sich vor den Spiegel zu stellen und das Trommeln eines Elon Musk anzutrainieren und hoffen, dass du dadurch selbstbewusster wirkst, funktioniert nicht. Denn wenn Introvertierte sich wie Extravertierte geben, stresst sie das enorm und ist auch nicht authentisch. Die Energie setzt du besser für sinnvolle Wege ein, die für sich funktionieren, aber auch miteinander kombiniert werden können.
Tipp 1: Stärken und Schwächen kennen
…oder weißt du, was du kannst – und was dich ausbremst?
Selbstbewusstsein ist laut Duden das „tiefe Überzeugtsein von den eigenen Fähigkeiten“. Wenn du weißt, was du kannst und was du an deinem Job magst, bist du dem Ziel bereits einen großen Schritt näher. Denn in der Regel bewertet man das, was man gut kann als „normal“. Mach eine Liste, um zu sehen, welche Stärken du mitbringst. Sie zeigt schwarz auf weiß auf, was du engagiert und professionell erledigst und welche Eigenschaften wie Zuverlässigkeit oder Kreativität du nutzt. Auch die andere Seite der Medaille zu kennen, ist wichtig: was dir nicht liegt und was dich ausbremst.
Im nächsten Schritt entscheidest du, wie du mit diesen Stärken und Schwächen umgehst. Stärken sind Dinge, die dir leicht fallen, die dir Energie geben und mit denen du immer wieder ein Lob einfährst. Sie sind wichtig für unseren Selbstwert. Gibt es Stärken, die es lohnt auszubauen, um deine Expertenstellung hervorzuheben? Dann such die passende Fortbildung und fordere sie bei nächster Gelegenheit ein. Bei den Schwächen geht es darum zu identifizieren, welche du angehen solltest und welche du getrost vernachlässigen kannst. Wenn zu deiner Arbeitsplatzbeschreibung das Präsentieren gehören, dir dabei aber regelmäßig die Stimme versagt, investiere in ein Stimmtraining – und hole dir zusätzlich Unterstützung. Du kannst die Auftritte möglicherweise im Tandem mit einem Kollegen durchführen.
Das bringt’s: Wer seine Stärken und Schwächen kennt, ist sich bewusst, was er kann und nimmt den vermeintlichen Schwächen an Kraft. Vordergründige Schwächen wie eine leise Stimme oder eine schlaffe Körperhaltung, lassen sich trainieren. Die dahinter liegenden Unsicherheiten können durch kollegiale Unterstützung, gezieltes Coaching oder die Erkenntnis, dass sie gar keine Bedeutung für den Job haben, abgemildert werden.
Tipp 2: Feedback einholen
….oder weißt du, wie du auf andere wirkst?
Ehrlich Feedback einholen kann schmerzhaft sein. Aber es ist hilfreich. Nur so weißt du, wie schlimm es tatsächlich um dich steht. Also ob du wirklich so schlecht präsentierst und als so farblos wahrgenommen wirst, wie du denkst. Statt in ein Gedankenkarussell einzusteigen, das dir schlaflose Nächte oder schlechte Laune bereitet, geh das Thema frontal an. Du kannst aus allerlei Gründen den Vorgesetzten oder sogar Kollegen um Rückmeldung bitten. Zum Beispiel mit dem authentischen Anliegen: „Ich möchte gerne ein Feedback darüber, wo ich gut liege, aber auch, was ich ändern und verbessern kann.“
Das bringt’s: Klar, der Schritt erfordert Mut, aber du nimmst das Heft in die Hand und schaffst einen Abgleich zwischen Selbstbild und Fremdbild. Du klärst ab, was von dir gefordert wird, wo du unter oder gar über den Erwartungen liegst – und wo du auf Unterstützung zählen kannst.
Tipp 3: Ziele definieren
…oder weißt du, wo du hin willst?
In diesem Schritt geht es um die Zukunft. Mal angenommen, du hättest mehr Selbstvertrauen, wo könntest du beruflich stehen? Auch hier hilft wieder die gute alte Liste. Wie wärst du im Joballtag? Würdest du machen, was du gerade machst? Wärst du in der Karriereleiter weiter oben? Wenn du dies mit deinem Status quo abgleichst, wirst du sehen, wo du auf einem guten Weg bist und wo es Aufholbedarf gibt. Welche Unterstützung und welche Weiterbildung könnten dir helfen? Mit wem möchtest du in Zukunft mehr und mit wem weniger zusammenarbeiten? Gibt es Kollegen, die dein Selbstwertgefühl untergraben und wie gelingt ihnen das? Zu dem Abgleich gehört aber auch loszulassen, wenn die Erwartungen unrealistisch sind.
Das bringt’s: Wenn du dich konkret mit der Zukunft auseinandersetzt, kannst du identifizieren, was dir gut tut und was nicht. Daraus lassen sich konkrete Handlungsschritte ableiten. Dein Selbstbewusst wird gestärkt, wenn du weißt, dass du durch diverse Qualifikationen oder Trainings deinem Ziel näher kommst. Wichtig ist auch die Erkenntnis, welches Arbeitsumfeld und welche Kollegen dir gut tun. Wenn du die Möglichkeit hast, regelmäßig ins Homeoffice zu gehen und du dadurch bessere Qualität liefern kannst, dann nimm das Angebot wahr.
Tipp 4: Erfolgstagebuch führen
…oder weißt du, worauf du stolz sein kannst?
Wann hast du dir zuletzt fünf Minuten Zeit genommen, um zu reflektieren, was an dem Tag oder in der Woche richtig gut gelaufen ist? Das solltest du regelmäßig tun und notieren. Beispielsweise in einem Erfolgstagebuch, in dem du auch deine langfristigen Ziele und Meilensteine festgehalten hast. Psychologen haben herausgefunden, dass es wesentlich nachhaltiger ist, wenn du deine Ziele aufschreibst als sie sich nur vorzunehmen. In dem Erfolgstagebuch notierst du täglich morgens oder abends, was du dir für den Arbeitstag vornimmst, deine Leistungen, Erfolge und wo du einen echten Volltreffer gelandet hast. Wissenschaftler der Universitiy of Florida stellten fest, dass das Dokumentieren kleiner und großer Erfolgserlebnisse das Wohlbefinden steigert. Sie unterstrichen, dass es genauso wichtig ist, positive Ereignisse hervorzuheben, wie negative zu reduzieren.
Das bringt’s: Mit so einem Journal hältst du deiner innere Stimme vom „ich kann das nicht“ oder „die anderen sind besser als ich“ deine tatsächlichen Erfolge entgegen. Das hat eine ausgleichende Wirkung. Du machst dir damit jeden Tag bewusst, was in dir steckt und was du schon erreicht hast. Das ist Medizin gegen Selbstzweifel und nebenbei hast du dadurch viele Erfolgsbeispiele fürs nächste Jahresgespräch parat.
Tipp 5: Netzwerke aufbauen
….oder weißt du, wo du Unterstützung findest?
Bau dir ein Netzwerk an Unterstützern auf, denn gemeinsam lassen sich Ziele einfacher umsetzen. Dafür kannst du dich mit Kollegen vernetzen oder du suchst dir virtuelle Netzwerke. Ein Beispiel für solch informelle Zirkel ist die „Working out Loud“-Methode (WOL), die es auch in abgewandelter Form gibt. Das Prinzip ist, dass sich eine Gruppe zusammenfindet, die Interesse an Vernetzung und Veränderung hat. Ob ihr fachliche Gemeinsamkeiten habt, ist irrelevant. Vielmehr geht es darum, Kompetenzen, Wissen und kollegiale Unterstützung zu teilen und sich regelmäßig zu verabreden. In den Treffen definierst du jeweils ein Ziel, das du bis zum nächsten Termin erreichen möchtest und bei dem dich die Gruppe unterstützen kann. Das Prinzip kannst du innerhalb des Teams anwenden. Wenn ihr konsequent am Ball bleibt, wird euer Team davon profitieren – und dein Beitrag wird innerhalb der Gruppe sichtbarer.
Das bringt’s: Wenn du deine Ziele gemeinsam mit anderen umzusetzen versuchst, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass du sie auch erreichst. Du erhältst mehr positive Rückmeldung als im Alltag und das stärkt dein Selbstbewusstsein.
Lesetipp: „Positiv Führen – Stärken erkennen und nutzen“ von Christian Thiele, 2021.